D1: TUS/Germania – ASV 0:0

Chance vertan – ASV investiert auf der Waldau zu wenig

Dank der guten Punktausbeute in den letzten Partien war der ASV vor dem vorletzten Spieltag wieder auf Schlagdistanz mit der Tabellenspitze der Leistungsstaffel 2. Mit einem Erfolg bei der SGM TuS Stgt / Germania Degerloch I hätte man sich die Chance erhalten, bei einem Ausrutscher des Tabellenführers SV Prag mit dem Spitzenreiter gleichzuziehen.

Dies schien aber bei den Spielern nicht wirklich angekommen zu sein, zumindest legten sie einen ziemlich müden Sommerkick auf den Kunstrasen. Vor allem in Halbzeit 1 war Behäbigkeit das Merkmal des Botnanger Spiels, gepaart mit einer Prise Überheblichkeit. Ob Zweikampfbereitschaft und Rückwärtsbewegung im Spiel gegen den Ball oder Kreativität, Laufbereitschaft und Präzision im Passspiel bei eigenem Ballbesitz: Es war in allen Belangen etwas zu wenig, was der ASV anbot. Hinzu kamen teilweise haarsträubende Fehler, die man seit Bambinizeiten so nicht mehr gesehen hat. Ganz anders hingegen der Gegner, der sich in der Partie den Klassenverbleib sichern konnte. Die Gastgeber investierten vor allem in der ersten Halbzeit deutlich mehr, waren forscher und in fast allen entscheidenden Situationen handlungsschneller und gingen folgerichtig kurz vor der Trinkpause nach einer gelungenen Kombination mit Direktspiel über mehrere Stationen in Führung. Davor und danach hatten die Roten – meist nach Diagonalpässen hinter die Abwehrreihe – noch einige weitere, teilweise hochkarätige Möglichkeiten, die sie aber nicht nutzen konnten. Botnanger Offensivaktionen gab es wenige, Rami versuchte es mehrfach aus der Distanz, allerdings fehlte ihm dabei die nötige Genauigkeit. Die einzige Großchance erarbeitete sich Dijon, der sich im Laufduell vom Verteidiger absetzten konnte und den herausstürzenden Keeper umspielen wollte. Dieser antizipierte das Manöver jedoch und spitzelte Djon das Leder glänzend vom Fuß. Die Pausenführung für den Gastgeber war somit hochverdient.

In der zweiten Hälfte hatte der ASV dann deutlich mehr vom Spiel, zumal den Waldaukickern die Beine bei schwülen Bedingungen merklich schwerer wurden. Dabei war zu erkennen, dass der ASV fast auf jeder Position besser besetzt war, zudem deutliche Geschwindigkeitsvorteile vor allem auf den Außenbahnen (Pascal, Dijon, Noé) hatte, aber dennoch kaum in der Lage war, klare Torchancen zu kreieren. Das Bemühen war nun deutlich sichtbar, aber es fehlte an spielerischer Leichtigkeit und Zielstrebigkeit. Eher durch Einzelaktionen oder dem Zufall geschuldet boten sich Einschussmöglichkeiten, mit denen die Botnanger wenig anzufangen wussten. Zweimal wurde es dann aber doch richtig gefährlich: Bei einem lang geschlagenen Eckball stand Giacomo richtig, der erste Kontakt war aber nicht optimal, so dass der Ball zu hoch absprang und Giacomo die Kugel dann aus etwa 10 Metern über das Gehäuse drosch. Nach einem tollen Flankenlauf wählte Pascal den klugen Pass in den Rückraum, wo Noé mit seinem nicht ganz so starken Rechten per Direktabnahme Tor und Fangzaun verfehlte.

Die Defensive gewann durch den umsichtig und zweikampfstark agierenden Luis auf beiden Außenpositionen, die vor der Pause sehr anfällig wirkten, deutlich an Stabilität. Für die Gastgeber gab es nach dem Wechsel kaum noch ein Durchkommen. Kurz vor Schluss, als der ASV im Bestreben, den Ausgleich zu erzielen, den Deckungsverbund deutlich lockerte, gelang den Degerlochern jedoch mit dem einzig gefährlichen Angriff der zweiten Hälfte der KO: Über rechts zog der Stürmer vom Strafraumeck ab, der Ball klatschte über Kevin hinweg an die Unterkante der Latte und prallte zu seinem völlig blank stehenden Kollegen, der aus kurzer Distanz nur einzunicken brauchte. Auch hier waren die Roten eindeutig gedankenschneller.

Das Fazit der Partie auf einen einfachen Nenner gebracht: Temperament schlägt Talent. Betrachtet man die Spielanteile, so war es ein eher schmeichelhafter Erfolg für die Waldaukicker, den sie sich aber mit der größeren Leidenschaft und den hochkarätigeren Torchancen in der ersten Halbzeit verdient hatten. Auch wenn die ASV-Kicker damit bereits vor dem letzten Saisonspiel am kommenden Wochenende im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg ausgeschieden sind, erhoffen wir uns zum Saisonfinale gegen die Überraschungsmannschaft des Tspvgg Münster II nochmals einen etwas lebendigeren Auftritt, bei dem sie sich auf die Grundtugenden des Fußballs besinnen und ihr spielerisches Potential deutlich stärker auf den Platz bringen.

Für den ASV kickten:

Kevin (TS), Samuel, Tim, Emanuel, Nick, Pacal, Rami, Noé, Dijon, Ardil, Giacomo, Luis