ASV Botnang – GFV Ermis Metanastis Stgt. 2:1 (1:1)

Wo sind die Weißwürste von Beograd?

Im vorletzten Heimspiel der Saison ließ es der ASV Botnang nochmals richtig krachen. 120 Sekunden nach Wiederanpfiff des Spiels, das in der 86. Minute wegen eines schweren Gewitters unterbrochen war, donnerte Daniel Schweizer einen Foulelfmeter zum 2:1 ins Netz. Mit diesem geradezu sensationellen Sieg stürzte das Team von Trainer Andreas Paul den bisherigen Tabellenführer GFV Ermis Metanastis Stuttgart.

Am 14. Bundesliga-Spieltag brachte der FC Ingolstadt dem bis dahin führenden RB Leipzig die erste Saison-Niederlage bei. Weil der FC Bayern München dadurch unverhofft wieder die Spitze eroberten, bedankte sich dessen Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge bei den Schanzern: mit einer Wagenladung Weißwürste und Brezeln. Jetzt sind die Botnanger gespannt, ob sich der OFK Beograd etwas Ähnliches einfallen lässt. Denn durch die Schützenhilfe des ASV übernahm der Aufsteiger Platz eins – und kann jetzt aus eigener Kraft Meister werden.

Damit hätte wohl keiner gerechnet. Denn zuvor hatte Ermis elf Punktspiele in Folge gewonnen. Auch der zwölfte Sieg war fest eingeplant. Zumal es den ASV personell wieder mal knüppelhart traf. Hatte Trainer Andi Paul schon vor einer Woche bei der Spvgg Stuttgart-Ost das vermeintlich „letzte Aufgebot“ mobilisiert, musste er nun sogar noch tiefer in die Trickkiste greifen. Mit Marco Mößner, Sven Stiefel, Robby Kleinmann, Dani Schweizer und Nico Lazarek standen gleich fünf Spieler in der Startelf, die zuvor schon einen Einsatz bei der zweiten Mannschaft in den Knochen hatten. Dasselbe galt für den eingewechselten Philipp Detloff. Zudem musste Paul auf zwei Akteure ohne Spielpraxis zurückgreifen: Patrick Zajfert war in der Rückrunde nicht über ein paar Kurzeinsätze in der Zweiten hinausgekommen. Student Michael Swierczok, der mehrere Monate in Dublin war, kehrte gar erst vor zwei Wochen nach Botnang zurück.

Besonders deutlich wurde die Tatsache, dass der ASV quasi aus dem letzten Loch pfiff, in den Schlussminuten: Nachdem Melvin Alavac von Leistenproblemen geplagt war, musste sich der 37-jährige Paul mangels Alternativen selbst einwechseln. Umso höher zu bewerten ist der knappe, aber hochverdiente Sieg gegen den Tabellenführer. Paul freute sich wie ein Schneekönig. „Wir haben die taktischen Vorgaben glänzend umgesetzt, indem wir nach Ballgewinn schnell nachgerückt sind und immer wieder den Weg in die Spitze suchten.“ Dies bereitete Ermis deutliche Probleme. Schon in der Anfangsphase kam der ASV zu mehreren Chancen. Die größte besaß Spielmacher Alavac, der nach starkem Pass in den Lauf die Latte traf (15.).

Danach kam Ermis zwar etwas besser ins Spiel, ernsthafte Gefahr drohte dem ASV-Tor aber nicht. Denn die Botnanger Defensive stand wie eine Eins. Vor allem Abwehr-Chef Omar Biwari attestierte Paul eine „überragende Leistung“. Zudem setzte er nach vorn immer wieder spielerische Akzente. Wie in der 38. Minute: Nach einem schönen Diagonalpass von Biwari zieht Zaifert den Ball scharf nach innen auf Schweizer. Der trifft allerdings nicht voll, worauf die Kugel am langen Pfosten bei Alavac landet, der kurz und trocken das 1:0 markiert.

Die Freude dauerte jedoch nicht lange. Drei Minuten später nutzte der frühere ASVler Harry Nickels einen Moment der Unaufmerksamkeit in der Botnanger Abwehr zum verdienten Ausgleich. Kurz darauf eine weitere Schrecksekunde für die Gastgeber: Nach einer feiner Einzelleistung hämmerte Gianluca Marsiglio den Ball ans Lattenkreuz. Ansonsten blieb der Ermis-Torjäger (20 Saisontreffer) jedoch blass.

Nach der Pause wurde Medin Kukavica eingewechselt, der von seinem beruflichen Berlin-Aufenthalt extra früher zurückgekehrt war. „Durch seine Ballsicherheit und starke Technik entwickelte sich die Partie weiter zu unseren Gunsten“, sagte Paul. Während Ermis noch mehr verkrampfte und keine spielerischen Mittel fand, setzte der ASV immer wieder gefährliche Konter. Außerdem rackerte Kämpfer Michi Swierczok in der Mittelfeld-Zentrale vor der Abwehr wie eh und je. „So“, lobte Paul, „vereitelte er viele Angriffsversuche des Gegners bereits im Ansatz.“ In der Offensive war der letzte Pass allerdings oftmals zu ungenau, außerdem mangelte es am Abschlussglück: Schweizer und Kukavica trafen das Aluminium, Alavac schoss zweimal knapp übers Tor.

Nach der Unterbrechung wegen des Gewitters profitierte der ASV vom Blackout eines gegnerischen Abwehrspielers: Im Anschluss an eine Ecke bewegte er seinen Unterarm reflexartig in Richtung Ball. Elfmeter – und Siegtor durch Dani Schweizer! Durch diesen Erfolg kann Botnang selbstbewusst in den Saison-Endspurt gehen – und in das nächste Spiel beim TV Zazenhausen (Sonntag, 15 Uhr).

ASV: Allgayer – Zajfert, Mößner, Biwari, Stiefel (46. Kukavica), Volk – Swierczok, Kleinmann (73. Detloff) – Alavac (90. Paul) – Schweizer, Lazarek (60. Simeunovic)