Interview: Alexander Schweizer und Nico Lazarek

„Die neue Saison wird kein Kindergeburtstag“

Interview: Alexander Schweizer und Nico Lazarek, die beiden neuen Trainer des ASV Botnang

Der ASV Botnang setzt auf die Jugend. Auch in Sachen Trainer. Zwei 26-Jährige coachen künftig das Team: Alexander Schweizer und Nico Lazarek, die bislang die zweite Mannschaft betreuten, treten die Nachfolge des bisherigen Trainers Andreas Paul an. Im Interview verrät das Gespann, was es in der neuen Saison vor hat – und ein paar persönliche Geheimnisse.

Im Berufsleben bekommt man zum Abschluss der Ausbildung eine Note. Alex, welche Note würdest du dir nach drei Jahren „Lehrzeit“ in der zweiten Mannschaft geben?

Alex: Wir haben sicher auch Fehler gemacht, aber allzu viele können es nicht gewesen sein. Schließlich haben wir in der vergangenen Saison mit zehn Punkten Vorsprung Platz drei belegt. Das war ein großer Erfolg. Folglich würde ich unsere Arbeit mit Zwei minus bewerten. Die gute Note ist aber auch ein Verdienst des Umfelds, das uns super unterstützt hat.

Bei der Zweiten habt ihr aus einem zusammengewürfelten Haufen ein echtes Team geformt. Was war das Erfolgsrezept?

Alex: Dass es uns gelungen ist, Struktur und Disziplin in die Mannschaft zu bringen. Ein weiteres großes Plus war, dass wir in Robby Kleinmann einen überragenden Kapitän hatten – sowohl auf als auch neben dem Feld. Auch Daniel Drechsler hat sich hervorragend eingebracht. So entstand ein toller Teamspirit, den die Jungs nicht nur im Spiel vorgelebt haben, sondern auch im Training und außerhalb des Platzes. So war es kein Problem, immer wieder neue Spieler zu integrieren. Ich glaube, allein unser Mittelfeldspieler Avdi Guncati hat in der vergangenen Saison seinen halben Freundeskreis zum ASV gebracht. 

Mit 26 bist du nicht viel älter als deine Spieler. Ist es möglich, gleichzeitig Kumpel und Respektsperson zu sein?

Alex (grinst): Das geht nur, wenn man sich, wie ich, klonen lässt. Hier der Trainer Alex, dort der private Alex, der mit den Jungs auf Feste geht und immer erreichbar ist für ihre Probleme. 

Besonders gelobt wird euer abwechslungsreiches Training. Ihr seid beide Autodidakten. Von wem lasst ihr euch inspirieren?

Nico: Im Profi-Bereich beeindruckt uns besonders die Arbeit von Domenico Tedesco, dem neuen Trainer des FC Schalke 04, der ja auch schon Jugendtrainer beim VfB Stuttgart war. Ich habe aber auch bei den Trainern, die ich als Aktiver hatte, manches gelernt. Diese Sachen versuchen wir weiterzuentwickeln. Denn jeder Trainer muss seine eigene Note haben.   

Wie schwer fiel es, in der zweiten Mannschaft aufzuhören?

Alex: Brutal schwer. In die Arbeit mit den Jungs ist so viel Herzblut reingeflossen. Außerdem waren wir ja auch sehr erfolgreich und haben uns ständig verbessert. Am Ende hätte es fast noch zu Platz zwei gereicht.

Nico: Auch mir sind die Jungs ans Herz gewachsen. Vor allem die gute Trainingsbeteiligung und die Harmonie in der Mannschaft haben mir imponiert.

Wart ihr von dem Angebot überrascht, die erste Mannschaft zu übernehmen?

Alex: Ein bisschen schon, vor allem hat es uns aber gefreut. Wir finden es sehr mutig vom ASV, zwei 26-Jährigen die Verantwortung zu übertragen.

Nico: Diese Herausforderung mussten wir einfach annehmen. Wir haben richtig Lust auf das Neue und wollen noch eine Schippe drauflegen. Für uns ist das ein toller nächster Schritt, denn unser Weg ist noch nicht zu Ende.

Wie ist die Arbeitsteilung?

Alex: Wir betrachten uns als gleichberechtigtes Trainer-Team.

Nico: Den sportlichen Teil machen wir gemeinsam, Alex wird außerdem noch im Hintergrund arbeiten.

Nico, im letzten Jahr warst du Spielertrainer. Werden wir dich auch in der neuen Saison auf dem Platz sehen?

Nico: Mein Fokus liegt klar auf dem Trainerjob. Trotzdem werde ich mich fithalten. Wenn wir glauben, dass es der Mannschaft gut tut, werde ich ihr auch dem Platz helfen.

Die erste Mannschaft hat keine gute Saison gespielt und nur Platz zehn belegt. Was waren die Gründe?

Alex: Es standen keine elf Freunde auf dem Platz. Fünf Spieler haben fürs Team gespielt, die anderen sechs ihre eigene One-Man-Show abgezogen. Außerdem hat die Mannschaft ihr Potenzial nicht abgerufen.

Nico: Dass, was in ihr steckt, hat die Mannschaft beim Sieg gegen den zwischenzeitlichen Tabellenführer Ermis gezeigt. Auf der anderen Seite gab es aber auch deutliche Niederlagen gegen Teams, die nur Mittelmaß sind. Das darf nicht passieren. Allerdings ist die Staffel 1 der Kreisliga A auch sehr ausgeglichen.

Welche Lehren zieht ihr daraus?

Nico: Wir wollen uns nicht groß mit der Vorsaison beschäftigen, sondern unser Projekt durchziehen. Unser Ziel ist es, mehr Konstanz reinzubringen und den nächsten Schritt nach vorn zu machen. Aber die neue Saison wird kein Kindergeburtstag.

Bei eurem Ehrgeiz würdet ihr aber mit Platz neun kaum zufrieden sein, oder?

Alex: Wir haben mit Omar Biwari und Melvin Alavac zwei absolute Leistungsträger abgegeben. Auch Fahrid Suman, der in der vergangenen Saison aber häufig verletzt fehlte, hat uns verlassen. Unter diesen Voraussetzungen können wir nicht sagen, dass wir oben angreifen. Da würde uns jeder den Vogel zeigen. Unser Ziel ist es, die Basis für die Zukunft zu schaffen. So sieht es auch unser Abteilungsleiter Thomas Mößner. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den jungen Spielern und auf kontrolliertem, offensiven Team-Fußball. Am Ende der Saison hoffen wir, dass wir was zu feiern haben.

Nico: Auf jeden Fall haben wir keine Angst vor der Saison. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen.

Wie wollt ihr die individuelle Qualität kompensieren, die verloren gegangen ist?

Alex: Durch mannschaftliche Geschlossenheit. In der Breite sind wir definitiv stärker besetzt als im Vorjahr.

Von fünf Neuzugängen kommen drei vom SSV Zuffenhausen II. Bitte zu jedem Spieler ein paar Fakten.

Alex: Mergim Rizaj ist ein junger, talentierter Innenverteidiger, der schon viel mitbringt, aber noch viel mehr Potenzial hat. Ein richtiger Bulle hinten drin. Flügelspieler Giovanni Martuca ist technisch gesehen der stärkste Neuzugang. Außerdem hat er auf den ersten Metern einen gewaltigen Antritt.

Was kannst du uns über die drei anderen Neuen erzählen?

Alex: Defensivmann Christian Matthies kommt aus einem anderen Bezirk, ist uns also quasi zugelaufen. Zenel Sopa ist ein alter Bekannter, der sowohl in der Jugend als auch bei den Aktivitäten schon für den ASV gespielt hat. Zuletzt war er in Gablenberg. Zenel ist erfahren und flexibel einsetzbar, muss aber erst richtig fit werden. Sirak Zekiwos kommt von Stetten im Remstal. Ein junger Offensivspieler, der aber sicher noch Zeit braucht, die er bei uns auch bekommt.

Ist die Personalplanung damit abgeschlossen?

Nico: Im Großen und Ganzen schon. Wenn wir aber noch einen guten Spieler zufällig bekommen können, werden wir nicht nein sagen.

Welche Aufstiegschancen haben die Spieler aus der bisherigen zweiten Mannschaft?

Nico: Generell ist es unser Ziel, Erste und Zweite enger zusammenzuführen. Das heißt: Jeder hat die Chance nach oben aufzurücken – sofern die Leistung stimmt. Gleichzeitig werden Spieler, die verletzt waren oder gerade nicht so in Form sind, in der zweiten Mannschaft Spielpraxis bekommen. Auf jeden Fall wird es mit Christoph Kretschmaier und Thomas Mößner, den Trainern der Zweiten, einen permanenten Austausch geben.

Alex: Wichtig ist uns ein gesunder Konkurrenzkampf. Kein Spieler kriegt einen Freifahrtschein.

Was ist mit Dominik Simeunovic, dem technisch vielleicht besten Spieler der zweiten Mannschaft?

Alex: Leider studiert Dome jetzt in Karlsruhe. Mal sehen, inwieweit er uns trotzdem helfen kann.

Wer sind eure Aufstiegsfavoriten?

Alex: Der TV Zuffenhausen hat den Titel nur durch einen Wechselfehler verpasst. Das Team ist zusammengeblieben, die sind heiß. Auch die SG Untertürkheim, die sich weiter verstärkt hat, habe ich auf dem Zettel. Das große Überraschungspaket ist der VfL Stuttgart mit seinen vielen Neuzugängen.

Wenn man mit euch redet, sprüht ihr geradezu vor Ideen. Auf welche Neuerungen dürfen sich Spieler und Zuschauer freuen?

Alex (lacht): Ja, wir haben sicher tausend Ideen. Thomas Mößner muss uns manchmal fast bremsen. Wir hoffen, dass wir wenigstens drei davon umsetzen können.

Nico: Zu den momentan realisierbaren Ideen gehört zum Beispiel ein Stadionsprecher. Außerdem denken wir an musikalische Untermalung beim Einlauf der Spieler. Zu diesem Zweck wollen wir ein Team hinter dem Team zusammenstellen. Wir möchten den Spieltag zu einem Highlight machen. Die Botnanger sollen zu uns kommen, weil sie wissen, dass bei uns was los ist. Trotzdem werden wir nicht vergessen, was in erster Linie zählt: Das ist der sportliche Erfolg.

Nico, woher kommt dein Spitzname „Prinz Latscha“? Und welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen dir und Fußball-Prinz Poldi?

Nico: Der Name hat sich so entwickelt, wahrscheinlich, weil ich auch Stürmer und ebenfalls ein kleiner Spaßvogel bin.

Auf deinem Profilbild in Facebook sitzt du einem Kumpel auf der Schulter und demonstrierst die Siegerpose. Deine Lieblingshaltung?

Nico (lacht): Das war bei einer Schlager-Party in der „Schräglage“. Aber stimmt, gewinnen macht mir am meisten Spaß.

Außerdem findet man auf deiner Facebook-Seite ein Bild mit ein Paar Sportschuhen, der linke mit dem  Aufdruck „Prinz“, der rechte mit „Latscha“. Fake oder Sonderanfertigung?

Nico: Die hat mir meine Schwester geschenkt, ebenso wie meine Fußballschuhe, die denselben Aufdruck haben.