Herz schlägt Talent – Indisponierter ASV im Derby chancenlos
Nach zwei recht uninspirierten Auftritten gegen unterklassige Mannschaften hofften die ASV-Trainer auf eine Leistungssteigerung ihres Teams im Meisterschaftsauftakt der Leistungsstaffel beim Nachbarn Feuerbach I, der im Pokal unter der Woche gegen ein Kreisstaffelteam eine unerwartet deftige 2:6-Abfuhr verdauen mussten. Allein: Die Hoffnung zerplatzte bereits nach wenigen Spielminuten, in denen sich das ASV-Team unwillig zeigte, am Spiel teilzunehmen.
Körpersprache und Bewegungsradius einiger Spieler ließen den Eindruck aufkommen, sie gingen nicht der schönsten Nebensache der Welt nach, sondern seien zur Strafe auf den Platz genötigt worden. Ein nicht existentes Aufbauspiel, ein erbarmungswürdiges Zweikampfverhalten sowie eine unerklärliche Fehlpassquote brachten keineswegs überragende Feuerbacher immer besser ins Spiel. Einzig Neuzugang Luan, der im zentralen Mittelfeld mit unermüdlichem Einsatz für Belebung und Struktur sorgte, vermochte es, gelegentliche Offensivaktionen einzuleiten, bei denen der lauffreudige Dijon mangels Unterstützung durch seine Mitspieler aber meist völlig auf sich allein gestellt war. Gefahr für das Feuerbacher Gehäuse drohte somit lediglich aus Standards von Luis. Tim, der trotz massiver Beschwerden an der Achillessehne für sein Team auflaufen wollte und dem man seine Schmerzen mit fortschreitender Spieldauer immer deutlicher ansah, hielt den Laden hinten im Verbund mit dem vorbildlich kämpfenden Nick in der ersten Halbzeit dank seiner Körperlichkeit und seinem gutem Stellungsspiel noch zusammen. Der zweifellos verdiente Führungstreffer der Gastgeber resultierte letztlich aus einem Sonntagsschuss aus 25 Metern an den Innenpfosten – fast eine Kopie des Treffers beim Kreisliga A Duell der aktiven Mannschaften vom vergangenen Sonntag an gleicher Stelle.
Als es dann für Tim nach der Pause nicht mehr weiterging und Luan auf seine Position in der Innenverteidigung zurück rückte, ging es dann vollends dahin. Der ASV spielte fortan quasi komplett ohne Mittelfeld. Niemandem gelang es mehr, den ersten oder zumindest zweiten Ball zu erobern; Dijon und Kevin, der im 2. Durchgang den linken Flügel beleben sollte, hingen somit völlig in der Luft. In der Konsequenz war die Feuerbacher Überlegenheit auch ohne spielerische Glanzpunkte erdrückend, und die Tore zwei bis fünf eine zwangsläufige Folge Botnanger an Lust- bzw. Teilnahmslosigkeit grenzender Passivität. Bezeichnenderweise resultierten drei Gegentore aus eigenem Abstoß. Der Schlusspfiff des exzellent leitenden Unparteiischen war für alle Botnanger, ob Spieler, Trainer oder Zuschauer, eine Erlösung.
Im Botnanger Lager herrschte logischerweise große Ernüchterung und Ratlosigkeit. Für eine Mannschaft, die vor zwei Jahren in nahezu gleicher Besetzung nur sehr unglücklich den Aufstieg in die Bezirksstaffel verpasste, war das in allen Belangen eine mehr als enttäuschende Darbietung. Auch die Begleitumstände passten da ins Bild: Ein Spieler verlangte bereits nach wenigen Spielminuten seine Auswechslung, da er von einem Fußsohlenkrampf (!) geplagt wurde, ein anderer zog sich in der Halbzeitpause kommentarlos um, um dann zu verkünden, dass er eigentlich schon weiterspielen möchte, ein weiterer kam ohne Schienbeinschoner zum Spiel und ließ dann den ausgeliehenen Ersatz sicherheitshalber zur Pause in der Kabine …
Dass die ASV-Kicker ihr Talent nicht vor der Saison bei ebay verscherbelt haben, gilt als sicher. Insofern ist es sicherlich weniger eine Sache des fußballerischen Vermögens als ein grundlegendes Problem in der Einstellung einiger Spieler. Leider lassen sich die Blockaden im Kopf weniger durch Training beheben als spielerische Defizite. Aufschlussreiche Kommentare mancher Spieler nach der Partie machen da auch wenig Hoffnung: Ein Protagonist beschwerte sich allen Ernstes, die Ansetzung sei schon deshalb unfair gewesen, da die gegnerischen Spieler größer seien. Ein anderer, der im Spiel einen – vorsichtig ausgedrückt – eher dezenten Bewegungsradius hatte, beklagte Schmerzen am ganzen Körper. Unwillkürlich kam einem da in den Sinn, dass ihn vielleicht das gleiche Schicksal ereilt haben könnte wie seinerzeit Mario Gomez im Auftaktspiel der EM 2012, das durch Mehmets Scholl legendären Kommentar zu medialer Berühmtheit gelangte.
Vielleicht trifft es Tims Kommentar nach dem Spiel am besten: „Es kann nur besser werden!“ Das sollte es möglichst schon am kommenden Wochenende, wenn der ASV im Kellerduell auf eigenem Kunstrasen gegen den TSV Mühlhausen antritt.
Für den ASV kickten:
Leon (TS), Adam, Tim, Nick, Philipp, Luis, Luan, Dijon, Rami, Ardil, Samuel, Nils, Kevin