Mit Fortune und Kevin – ASV entführt drei Punkte aus Mühlhausen
Ordentlich leiden mussten die ASV-Fans beim Gastspiel der C-Junioren beim TSV Mühlhausen, durften sich aber als Lohn für die emotionale Achterbahnfahrt über drei nicht unbedingt eingeplante Punkte freuen. Dabei deutete zunächst nichts auf einen Tanz auf der Rasierklinge hin: Zu dominant präsentierten sich die Botnanger bei bestem Fußballwetter in der ersten Halbzeit, hatten deutlich mehr Spielanteile und beschäftigten den favorisierten Gastgeber nahezu durchgängig in dessen Spielhälfte. Der Druck auf die Mühlhausener Abwehrreihe zeigte in der 11. Minute Wirkung: Nach einem Missverständnis in der Innenverteidigung durfte Emanuel, der erstmals als Sturmspitze agierte, allein auf den gegnerischen Kasten zuspazieren und überwand den herausstürzenden Keeper ganz abgeklärt mit einem feinen Heber zur verdienten Führung. Auch danach blieb der ASV tonangebend, ließ die gegnerischen Stürmer nie zur Entfaltung kommen und verschaffte Leon im Kasten einen nahezu beschäftigungslosen Nachmittag. So gefällig das gut organisierte Botnanger Spiel auch wirkte, es fehlte ihm die Zielstrebigkeit und der Zug zum Tor. Im letzten Drittel agierten die ASV-Kicker häufig zu verspielt und kompliziert. Aufgrund des hohen Ballbesitzanteils und energischer Zweikampfführung kamen sie zwar durch Dijon, Ari, Tim Z. und Emanuel noch zu einigen Möglichkeiten, ließen aber die letzte Entschlossenheit vermissen. So mussten sie sich nach einer sehr sehenswerten Spielhälfte nur den Vorwurf gefallen lassen, die spielerische Überlegenheit nicht zu einer deutlich komfortableren Pausenführung genutzt zu haben. Die Halbzeitansprache des Trainerteams fiel denn auch unter die Rubrik „Jammern auf gehobenem Niveau“.
Ganz andere Worte oder einen sehr belebenden Pausentee gab es wohl auf der Gegenseite, denn mit Beginn des zweiten Abschnitts wendete sich das Blatt.und die Zuschauer sahen ein völlig anderes Spiel: Der Gastgeber präsentierte sich nun deutlich offensiver ausgerichtet und bissiger in den Zweikämpfen, erkämpfte sich rasch ein Übergewicht im Mittelfeld und schickte seine schnellen Stürmer permanent auf die Reise. Da der ASV im Mittelfeld die Ruhe am Ball und damit die Kontrolle über das Spiel fast komplett verlor, kam auf die Viererkette nun Schwerstarbeit zu. Immer tiefer drückte Mühlhausen die Gäste in die eigene Hälfte und schaffte durch konsequentes Nachschieben des Offensivpersonals häufig Überzahlsituationen auf dem Weg zum ASV-Kasten. In der Folge brannte es mehrmals lichterloh im ASV-Strafraum und der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit. Die Defensivabteilung der Botnanger um Tim und Kristian mühte sich zwar nach Kräften, die entstehenden Löcher zu stopfen, dennoch boten sich den Gästen mehrmals klarste Einschusschancen. Dabei konnte sich nun allerdings Keeper Kevin auszeichnen, der einen ausgesprochenen Sahnetag erwischte und seine Farben mit zahlreichen Glanztaten im Spiel hielt. Allein dreimal konnte ein durchgebrochener Stürmer allein auf Kevin zustürmen, der jedoch im 1 gegen 1 die Ruhe und letztlich die Oberhand behielt. Zudem fischte er noch einen „Unhaltbaren“ aus dem unteren Eck, wobei er den Ball im Nachfassen sogar noch vor dem auf den Abpraller spekulierenden Stürmer unter sich begraben konnte. In dieser Phase, in der die Gastgeber den Druck immer weiter erhöhten, gewann man eine Vorstellung davon, wie es Mühlhausen gelungen war, in der Vorwoche den Feuerbachern 5 Stück einzuschenken. Für den Botnanger Anhang war die 2. Spielhälfte gefühlt um ein Vielfaches länger als der erste Abschnitt, auf jeden Fall aber länger als jegliche verfügbaren Fingernägel! Entlastung gab es kaum einmal, auch deswegen, weil das Spiel in die Breite vernachlässigt wurde und vor allem der agile und lauffreudige Pascal auf dem linken Flügel verhungerte. Als dann in kurzer Abfolge auch noch die beiden Rekonvaleszenten Tim S. (mit Wadenprellung) und Timo (von Krämpfen geplagt) vom Platz hinkten, wirkte der ASV wie ein in den Seilen hängender Boxer kurz vor dem KO. Er taumelte, aber er fiel nicht. Und wie das angeschlagenen Kämpfern häufig nachgesagt wird, sind sie besonders gefährlich: Dijon schnappte sich kurz vor der der Mittellinie die Kugel, ließ mit einer Körpertäuschung seinen Gegner aussteigen, zog dann einen unwiderstehlichen Sprint über das halbe Feld an, drang in den Strafraum ein und schloss aus halbrechter Position beherzt ab. Der Keeper konnte den scharfen Ball zwar noch parieren, aber Tim Z. stand goldrichtig und hatte keine Mühe, den Abpraller über die Linie zu drücken. Damit war die Messe zwar gelesen, aber die Kirche noch nicht aus: Weil’s so schön war, jagte er wenige Zeigerumdrehungen später die Kugel aus knapp 20 m mit linkem Vollspann genau in den linken Knick: Welch ein Sonntagsschuss am Samstagnachmittag! In der Nachspielzeit hätte Antonio sogar noch nachlegen können, als er von links in den Strafraum zog, aber aus spitzem Winkel nur ganz knapp verzog. Das wäre aber dann auch des Guten deutlich zu viel gewesen.
In einer packenden, phasenweise dramatischen, jedoch jederzeit fairen Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten konnte der ASV einen schmeichelhaften, wenn auch aufgrund der überzeugenden ersten Hälfte nicht ganz unverdienten Sieg einfahren, der aber zumindest um ein bis zwei Tore zu hoch ausfiel. Ein Remis hätten sich die tapferen und aufopferungsvoll anrennenden Gastgeber sicherlich auch verdient. Am Ende machten Kevins Glanztaten und die größere Effizienz im Torabschluss (eine ganz neue ASV-Tugend, an der Tim Z. großen Anteil hat) den Unterschied in einem attraktiven Spiel zweier guter Mannschaften. Hervorzuheben ist neben Yassirs wieder einmal überragender Laufleistung gegen häufig zwei Gegenspieler auf der rechten Außenbahn noch die Leidenschaft, mit der sich das ganze Team für den Erfolg einsetzte.
Für den ASV kickten:
Leon (TS), Kevin (TS), Yassir, Tim S., Kristian, Yasir, Timo, Tim Z., Dijon, Ari, Pascal, Emanuel, Malte, Giacomo, Antonio
Tore: Emanuel (11’), Tim Z. (66’ & 69’)