Last-Minute-Treffer erlöst ASV-Rumpfelf
„Es kann nur besser werden!“ Kapitän Tim ist bislang nicht unbedingt durch prophetische Gaben auffällig geworden, aber mit dieser Aussage nach dem desolaten Auftritt des ASV im Feuerbacher Sportpark vom vergangenen Wochenende lag zumindest teilweise richtig. Besser war im ersten Heimspiel der Herbstrunde gegen den im ersten Spiel auch schwer gebeutelten TSV Mühlhausen vor allem das Ergebnis und größtenteils auch der Einsatz, mit dem die Botnanger Kicker zu Werke gingen.
Nicht wesentlich besser sah es allerdings im Kader des ASV aus: Nachdem drei Spieler ausgefallen waren, fanden sich gerade noch 12 Spieler im Aufgebot wieder, von denen überdies vier angeschlagen in die Partie gehen mussten und bei denen bis zum Anpfiff unklar war, ob sie überhaupt über einen nennenswerten Zeitraum würden durchhalten können. Somit war Keeper Kevin wieder als Flügelspieler gefordert, und nachdem sich schon früh in der Begegnung zeigte, dass die Belastung für Samuel doch zu früh kam, mussten die anderen Rekonvaleszenten auf die Zähne beißen und bis zum Schlusspfiff durchhalten.
Auch nicht viel besser war es um die fußballerische Qualität im ASV-Spiel bestellt. Während die Defensive um Nick und Tim praktisch alle Angriffsbemühungen der Gäste bereits im Keim erstickte, war im Offensivbereich doch noch erheblich Sand im Getriebe, wenngleich Luan im ASV-Maschinenraum unermüdlich das Gebläse auf Vollgas laufen ließ. So entwickelt sich eine Partie auf unterem Leistungsstaffelniveau, in der Keeper Leon bei einem Distanzschuss auf dem Posten war und ansonsten beschäftigungslos blieb. Auf der Gegenseite wussten die ASV-Kicker mit einem deutlichen Übergewicht in Zweikampfquote und Ballbesitz recht wenig anzufangen und kamen selten aussichtsreich in die gefährliche Zone. Die wenigen Hochkaräter, die sich dann doch mitunter zufällig angesichts der großen Überlegenheit ergaben, wurden unkonzentriert oder überhastet ausgelassen. Zielstrebigkeit und Torgefahr ließen sich im ASV-Kick an diesem Nachmittag selten ausmachen.
Während das Spiel also ohne große Höhepunkte vor sich hin plätscherte, erforderte eine ganz andere Herausforderung die volle Aufmerksamkeit des Trainergespanns. „Herr Schiedsrichter, wir wechseln!“ ist ein gängiges Kommando auf deutschen Fußballplätzen. Leitet nun allerdings ein weiblicher Referee die Partie, ist – gerade in Zeiten von #MeToo und Gender-Correctnesss – sprachlich natürlich höchste Sorgfalt geboten: „Herr Schiedsrichter, wir wechseln!“, … nee, passt ja gar nicht, … „Frau Schiedsrichter, wir wechseln!“, … verflixt, passt auch nicht, …“Äh .. Frau Schiedsrichterin, wir würden gern wechseln!“ Puhhh, gar nicht so einfach! (Un-) Glücklicherweise gab es auf ASV-Seite aus oben angeführten Gründen nicht häufig Gelegenheit zu verbalen Interaktionen mit der Spielleiterin.
Als aber auch diese Hürden erfolgreich genommen waren und sich scheinbar alle bereits mit einem torlosen Ausgang der Partie abgefunden hatten, wurde es Tim dann doch zu bunt. Er setzte sich über die Anweisungen, seine Position in der Innenverteidigung zu halten, hinweg, beorderte Luan auf seine Position und stellte sich in Netzer-Manier kurzerhand selber im zentralen Mittelfeld auf. Es folgte ein Ballgewinn im Mittelkreis, ein Doppelpass mit Ardil und ein präzises Zuspiel auf Rami am 16er. Der nahm die Kugel gekonnt mit und jagte sie dann mit Vollspann unhaltbar zum Siegtreffer in der letzten Spielminute unter die Latte. Der Rest war Schlusspfiff, Erleichterung und Jubel.
Der Last-Minute-Erfolg vermag jedoch nicht darüber hinwegzutäuschen, dass für die noch kommenden Aufgaben in der Leistungsstaffel eine deutliche Steigerung im spielerischen Bereich nötig sein wird. Dazu wäre es natürlich schon mal eine gute Voraussetzung, den Kader endlich mal annähernd komplett und verletzungsfrei im Trainings- und Spielbetrieb verfügbar zu haben. Wir werden sehen, ob das bis zur Auswärtspartie beim SC Stammheim schon gelingen wird.
Für den ASV kickten:
Leon (TS), Adam, Tim, Nick, Philipp, Luan, Dijon, Ardil, Antonio, Kevin, Rami
Tor: 1:0 Rami (69‘)