ASV lässt Gegenwehr gegen starke VfL-Truppe vermissen
Eigentlich hätte man meinen sollen, der ASV habe durch den hart umkämpften Erfolg gegen Mühlhausen und auch beim Kantersieg im Botnanger Derby am letzten Wochenende ordentlich Selbstbewusstsein getankt und ginge nun mit breiter Brust in die Partie gegen Spitzenreiter und Aufstiegsfavorit VfL Stuttgart. Klar war man krasser Außenseiter in der Partie, aber man hatte sich vorgenommen, den offensivstarken Gastgebern den Weg zum Torerfolg so schwer wie möglich zu machen und die Partie so lange wie möglich offen zu halten. Wach wollte man sein, unbequem gegen den Ball und mutig bei Balleroberungen.
Aber vielleicht sorgte die lange Wartezeit auf den Spielbeginn (man wartete fast 40 Minuten auf den Schiedsrichter der vorher mit deutlicher Verzögerung beendeten D-Jugendbegegnung) für einen massiven Spannungsabfall, vielleicht waren die ASV-Spieler auch von der imposanten Kulisse der MB-Arena im Hintergrund oder der ebenso imposanten „Skyline“ des VfL-Kaders beeindruckt, auf jeden Fall war mit Spielbeginn von den genannten Tugenden auf ASV-Seite nicht viel zu sehen. Im Gegenteil: Bereits die erste Offensivaktion der Gastgeber führte zum Rückstand, weil ein Abwehrspieler in der warmen Oktobersonne döste und seinen Gegenspieler unbehelligt im Strafraum zum Abschluss kommen ließ. Auch der zweite Gegentreffer offenbarte die Nachlässigkeit im Defensivverhalten, als aus dem Defensivverbund niemand entschlossen rausrückte, um den ballführenden Gegner in zentraler Position vor dem Strafraum zu attackieren. Dieser konnte sich den Ball so relativ ungestört auf den starken Fuß legen und bedankte sich mit einem satten Pfund aus 20 m über Leon hinweg. Und so gingen die guten Vorsätze und auch der Glauben an die eigene Stärke dahin. Phasenweise hatte der ASV die Partie dann wieder gut im Griff, konnte die Gastgeber schon im Spielaufbau stören und setzte auch einige vielversprechende Aktionen über die schnellen Flügelspieler Dijon und Pascal, die bei Ihren Vorstößen aber zu wenig Unterstützung bekamen. Auffällig war die Gefährlichkeit bei Standards, die für mächtig Alarm im VfL-Strafraum sorgten, da lag der Anschluss mehrmals in der Luft. Bei der größten Chance durch Timo nach einem Eckball von Tim Z. rettete ausgerechnet ein Botnanger für den bereits geschlagenen VfL-Keeper auf der Linie.
So fielen die Treffer wiederum auf der Gegenseite, kurz vor und kurz nach der Halbzeit. Auch hier wurde es den Gastgebern wieder – von außen betrachtet – zu einfach gemacht. Im Verlauf des zweiten Durchgangs ging den ASV-Kickern dann zusehends der Saft aus, was angesichts des temporeichen und körperbetonten VfL-Spiels auch nicht verwunderlich war. Nach vorn ging für die Botnanger mit schwerer werdenden Beinen kaum noch etwas. Der VfL legte kurz vor Spielende noch zwei sehenswerte Tore nach, die in ihrer Entstehung klasse herausgespielt und kaum zu verteidigen waren.
Nach Schlusspfiff des umsichtigen Referees war die Stimmungslage im Botnanger Lager ambivalent: Auf der einen Seite war wohl jeder Spieler froh, dass dieses intensive Spiel gegen einen körperlich wie spielerisch ausgesprochen starken Gegner vorbei war. Andererseits konnte man sich aber auch des Gefühls nicht erwehren, dass man sich unter Wert verkauft hatte, weil es in vielerlei Hinsicht etwas zu wenig war. Keine Frage: Der VfL war die eindeutig bessere Mannschaft und hat die Partie hochverdient für sich entschieden. Gleichzeitig hätte mit mehr Gegenwehr und weniger Verzagtheit in einigen entscheidenden Situationen das Ergebnis sicherlich nicht so deutlich ausfallen müssen. Auch der Mut im Spiel nach vorne hätte ausgeprägter sein können, so dass es durchaus für den einen oder anderen eigenen Treffer hätte reichen können. Es zieht sich ein bisschen wie ein roter Faden durch die noch junge Saison, dass sich die Mannschaft in schwierigen Phasen oder bei unerwartet großem Widerstand (früher Rückstand, robuster/unbequemer Gegner) das Spiel (zu) einfach aus der Hand nehmen lässt. Daran zu arbeiten, also die Spieler an der Ehre zu kitzeln, wird eine herausfordernde Aufgabe für das Trainerteam sein.
Für den ASV kickten:
Leon (TS), Kevin (TS), Yasir, Kristian, Tim S., Yassir, Tim Z., Timo, Pascal, Ari, Dijon, Emanuel, Giacomo, Antonio, Malte