ASV mit bester Saisonleistung zum Erfolg gegen Staffelfavoriten
Nach verhaltenem Beginn dreht der ersatzgeschwächte ASV die Partie gegen den FC Stuttgart-Cannstatt I dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und siegt am Ende verdient mit 4:2. So etwa lautet die Kurzfassung, wird aber dem, was sich am Samstagnachmittag bei herrlichem Spätsommerwetter auf dem Botnanger Kunstrasen abspielte, nicht wirklich gerecht.
Der ASV, bei dem Samuel und Tim wegen Verletzungen ausfielen, ging als klarer Außenseiter in die Partie gegen einen der Topfavoriten der Leistungsstaffel 1. Das lag zum einen an den überwiegend dezenten Auftritten im bisherigen Saisonverlauf, wenngleich der Trend in den letzten Spielen nach oben zeigte. Vor allem lag es aber am Gegner, der in sehr ähnlicher Besetzung bereits in der Rückrunde der Vorsaison als Aufsteiger einen sehr starken Eindruck in der Leistungsstaffel hinterließ. Auch die Ergebnisse der aktuellen Runde ließen keinen Zweifel an der Favoritenrolle aufkommen: In zwei verlustpunktfreien Spielen versenkte die Truppe vom Hallschlag die Kugel 14 Mal im gegnerischen Kasten, der ASV kam in drei Spielen auf gerade einmal 4 Treffer.
Die Partie schien dann auch den erwarteten Verlauf zu nehmen. Nicht einmal 3 Minuten waren gespielt, da lag der ASV schon hinten. Ein Ballverlust im Aufbauspiel und zögerliches Abwehrverhalten machten den Gästen den Führungstreffer sehr leicht. In der Folge spielte der FC seine Überlegenheit aus, ohne daraus jedoch weiteres Kapital schlagen zu können. Dem ASV gelang lange Zeit wenig; verzagt im Spielaufbau, gehemmt in der Vorwärtsbewegung, sichtbar ohne Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten. So war ein höherer Rückstand eigentlich nur eine Frage der Zeit. Umso überraschender dann der Ausgleich durch Rami Mitte der ersten Halbzeit. Nachdem bei der ersten vielversprechenden Aktion im gegnerischen Strafraum zunächst Antonios Schussversuch geblockt wurde, schnappte sich der ASV-Youngster den Abpraller in zentraler Position und jagte die Kugel kompromisslos aus 8 Metern in die Maschen. Das nennt man wohl Effizienz.
Die stellten sie Botnanger kurz darauf fast noch einmal unter Beweis, Dijon scheiterte im Abschluss von halbrechts jedoch am stark parierenden Gästekeeper. Es folgte das erste Kuriosum der Begegnung: Als einzigem Beobachter des Spielgeschehens entging dem Schiedsrichter offenbar diese Glanzparade, er entschied auf Abstoß. Als es darob im A-Block auf der Südtribüne rumorte, befragte er den Keeper, ob er den Ball noch berührt hätte. Dieser wies dies mit unschuldigem Blick aus kugelrunden Augen weit von sich – und gewann damit nicht unbedingt die Herzen der ASV-Anhänger. Der Gegner zeigte sich aber nur mäßig beeindruckt, stellte die Botnanger weiterhin früh und zeigte sich deutlich ballsicherer und zweikampfstärker. Die erneute Gästeführung 10 Minuten vor dem Wechsel entsprang dann jedoch aus stark abseitsverdächtiger Position: Kevin konnte gegen den frei vor ihm auftauchenden Stürmer zwar noch glänzend parieren, für den abgewehrten Ball interessierten sich dann aber ausschließlich FC-Kicker, so dass sie sich Torschützen und Ecke quasi aussuchen konnten. Mit einem – gemessen an den Spielanteilen knappen – Rückstand ging es in die Pause, so weit, so erwartbar.
Die leeren Blicke und die Körpersprache der Spieler in der Halbzeit verhießen nicht zwingend eine grundlegende Wende. Die Ansprache der Trainer beschränkte sich daher auch auf nur zwei Appelle: „Seid mutig und traut Euch was zu!“ Zunächst bestimmten die Gäste zwar weiter das Spielgeschehen, ließen aber vor Leons Kasten die letzte Konsequenz vermissen. Das ASV-Team kam nun jedoch zunehmend besser in die Partie, zunächst über ein energischeres Zweikampfverhalten, dann auch über mehr Ballsicherheit und besseres Positionsspiel. Dann kam er, dieser spezielle Moment, den es manchmal braucht, um eine Mannschaft wach zu küssen und mitzureißen: Ein Spielzug über viele Stationen aus dem eigenen Strafraum über die ganze Breite des Platzes landete schließlich bei Dijon auf dem rechten Flügel, der einen Gegenspieler stehen ließ und den zweiten vor der Grundlinie umkurvte, der Blick ging hoch, ein scharfer Pass in den Rückraum zu dem sich im Vollsprint lösenden Ardil, einem nicht ganz optimalen ersten Kontakt folgte ein umso besserer Abschluss, der von einem Abwehrspieler noch leicht abgefälscht unhaltbar im langen Eck einschlug. Eine perfekte Umsetzung der Abschlussübung aus der Trainingseinheit vom Vortag: Für jeden Trainer ein erhebendes Gefühl! Der Ausgleich markierte den Startschuss für eine nahezu perfekte zweite Spielhälfte, in der der ASV nun plötzlich das deutlich zweikampfstärkere Team stellte, die Räume gut besetzte, den Ball schnell laufen ließ und von Minute zu Minute an Sicherheit und Spielfreude gewann. Auf einmal war es ein anderes Spiel, obwohl die Gäste nicht nachließen, sondern weiterhin energisch den Weg nach vorne suchten, aber nun einfach auf einen anderen, ebenbürtigen und selbstbewussten Gegner trafen, der hinten mit Hingabe verteidigte und vorne eiskalt zuschlug. Nachdem Dijon zunächst frei im Strafraum nur durch ein rüdes Einsteigen am Torschuss gehindert werden konnte, das vom Unparteiischen allerdings nicht geahndet wurde, schoss er den ASV 10 Minuten nach dem Ausgleichstreffer – von Emanuel schön in Szene gesetzt – erstmals in Führung. Nur wenige Zeigerumdrehungen später schickte Rami seinen Flügelspieler mit einem Zuckerpass erneut in die Gasse, Dijon blieb vor dem Keeper cool und schob den Ball flach unter dessen Körper durch zum 4:2 in Netz.
Den verzückten ASV-Anhang riss es von den Stehplätzen, die Spieler strahlten mit ihren Trainern um die Wette. Fast wäre Dijon noch der Hattrick gelungen, doch landete sein Flachschuss kurz vor Schluss am linken Innenpfosten. Nachdem die ASV-Kicker mit großem Einsatz auch die letzte verzweifelte Drangperiode der Gäste unbeschadet überstanden hatte, war es vollbracht. Die Spieler lagen sich in den Armen, die Fans auf den Rängen geleiteten Sieger und Verlierer mit verdientem Beifall vom Kunstrasen.
Die Botnanger setzen damit ein Ausrufezeichen und bestätigen den Aufwärtstrend der letzten Wochen. Der Erfolg gegen den erwartet starken Kontrahenten kam sicherlich überraschend, war aber aufgrund des überzeugenden Auftritts in einer furiosen zweiten Halbzeit zweifellos verdient. Und dies trotz einiger Widrigkeiten (frühes Gegentor, Gegentreffer aus stark abseitsverdächtiger Position, nicht gegebener Strafstoß), von denen sich die Truppe in der Vergangenheit nicht selten völlig aus dem Konzept hatte bringen lassen. Ein Schlüssel zum Erfolg war die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, bisher nicht unbedingt ein Markenzeichen des ASV-Teams. In der Partie zeigte sich aber auch einmal mehr, dass gerade im Jugendfußball Spiele mehr im Kopf als durch die Beine entschieden werden.
Respekt aber auch vor einem starken Gegner. Die Jungs vom Hallschlag mit ihrem sympathischen Trainergespann nahmen den Rückschlag sportlich hin und gratulierten den Siegern fair zu ihrem Erfolg. Aufgrund der fußballerischen Qualität werden sie aber auch trotz der Niederlage ein gewichtiges Wort um den Aufstieg in die Bezirksstaffel mitreden. Den ASV hingegen bringen die 3 Punkte dem angestrebten Klassenerhalt ein deutliches Stück näher.
Eine Mannschaftsleistung, zu der jeder Spieler bis an sein Leistungslimit beiträgt und die Leidenschaft mit Spielfreude kombiniert, lässt jedes Trainerherz höher schlagen. Gleichzeitig verbindet sich damit natürlich die Hoffnung, dass die Jungs ihr unbestrittenes Potential zukünftig häufiger abzurufen vermögen als in den ersten Auftritten der noch jungen Saison. Gerne auch schon wieder am kommenden Wochenende, wenn man beim starken Aufsteiger in Münster zu Gast ist.
Für den ASV kickten:
Kevin (TS), Leon (TS), Adam, Luan, Nick, Philipp, Luis, Emanuel, Dijon, Rami, Nils, Antonio, Ardil