Mit angezogener Handbremse in die Winterpause – behäbiger ASV zum Rückrundenabschluss zu harmlos
Während im Hallschlag und auf der Schlotwiese das ultimative Fernduell um den Aufstiegsplatz in die Bezirksstaffel lief, ging es beim letzten Vorrundenspiel zwischen dem ASV und dem TV Zazenhausen tabellarisch um die sprichwörtliche hochkarätige Südfrucht. Während der Gast aus Zazenhausen bereits vor der Partie als Absteiger aus der Leistungsstaffel feststand und damit die TSVgg Münster in die Kreisstaffel begleiten wird, war dem ASV ein Platz im gesicherten Mittelfeld sicher – ohne Ambitionen nach oben oder unten. Ein Meisterschaftsfinale mit Freundschaftsspielcharakter. Das dachte sich auch der WFV und schickte eine Novizin der Schiedsrichterzunft mit zwei Betreuern, auf dass sie in dieser Partie erste Praxiserfahrungen sammele.
Angesichts der Ausgangslage durfte man eigentlich eine muntere Partie erwarten, in der beide Mannschaften unbeschwert aufspielen und ihrer Fangemeinde ein opulentes Menü aus Spielwitz und Offensivdrang auftischen würden. Tatsächlich war dann aber Schmalhans Küchenchef. Den Gästen mochte man das angesichts ihrer begrenzten spielerischen Mittel nachsehen, für den ASV, der nach der Rückkehr des langzeitverletzten Samuel erstmals in Vollbesetzung antreten konnte, war das eindeutig zu wenig. Natürlich waren die Botnanger das spielbestimmende Team. Natürlich fand die Begegnung weitgehend in der Zazenhäuser Hälfte statt. Natürlich waren Kevin in der ersten und Leon in der zweiten Halbzeit weitgehend unterbeschäftigt und dankbar für Rückpässe, ansonsten mit Freiübungen gegen drohende Unterkühlung. Aber eine unterhaltsame oder gar überzeugende Darbietung war es nun bei weitem nicht. Die erste Hälfte war geprägt von vielen technischen Unzulänglichkeiten und Missverständnissen, im zweiten Durchgang war das ASV-Spiel dann im Aufbau zwar strukturierter und flüssiger, aber dennoch nicht zwingender. Dafür fehlte es an Ideen, Tempo und Genauigkeit im letzten Drittel, um die clever und mit großem Einsatz verteidigenden Gäste auseinander zu spielen. So ergaben sich über die gesamte Spielzeit hinweg gerade eine Handvoll guter Einschusschancen für den ASV, von denen jedoch nur Youngster Rami seine durch energisches Nachsetzenzu nutzen wusste (25‘).
Luans Gerät von der Strafraumkante kurz vor dem Führungstreffer, von Emanuel mit starkem Antritt am linken Flügel und scharfem Pass in den Rückraum toll vorbereitet, hätte einen Treffer durchaus verdient gehabt, geriet aber zu zentral auf den Keeper. Ansonsten waren Versuche aus der Distanz und auch Standards harmlos.
Am Ende des Tages war es nicht nur zu wenig, um den frierenden Fanblock zu erwärmen, es war auch zu wenig, um die Partie gegen den Underdog für sich zu entscheiden. Der Ausgleich war dann allerdings – vorsichtig ausgedrückt – eher unglücklich: Bei Nicks Ballmitnahme im eigenen Strafraum erkannte die junge Unparteiische auf strafbares Handspiel, was aus Botnanger Sicht zumindest sehr umstritten war, aus Zazenhäuser Sicht hingegen gut 10 Minuten vor Ende der Partie die nahezu einzig realistische Chance auf einen Torabschluss bot, die sich der Schütze dann auch nicht nehmen ließ und den Strafstoß sicher verwandelte. Anschließend ging bei beiden Teams nicht mehr viel und die Partie schleppte sich ohne weitere Höhepunkte der Ziellinie entgegen, die sie dann auch unfallfrei überquerte.
Molltöne statt Polka, Novemberblues statt Techno, Winterruhe statt Action: Man konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, als wären die Jungs am Vorabend des Volkstrauertages gedanklich bereits in der Winterpause gewesen. Jedenfalls ließen sie eine gute Gelegenheit verstreichen, gegen einen Gegner der Kategorie „bemüht, aber harmlos“ durch Spielfreude und Tempofußball mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen und mit einem durchaus möglichen klaren Erfolg auch Selbstvertrauen für die sicherlich anspruchsvolleren Rückrundenaufgaben zu tanken. Mal schauen, inwieweit es gelingen wird, für die anstehende Hallensaison und Rückrundenvorbereitung Lebensgeister und Motivation der Truppe wieder zu wecken.
Glückwunsch hingegen an den Bezirksstaffelaufsteiger TV Zuffenhausen, der zwar gegen Feuerbach nicht über ein Remis hinauskam und damit im Fernduell hinter den FC Stuttgart zurückfiel, welcher sich beim MTV III deutlich durchsetzen konnte. Da aber die 2:8-Niederlage des TV beim Konkurrenten nachträglich offenbar am grünen Tisch als 3:0-Sieg gewertet wurde, hatten die Schlotwiesenkicker überraschenderweise doch das bessere Ende für sich, während der FC Stuttgart auch in der Rückrunde wieder die Favoritenrolle in der Leistungsstaffel einnehmen wird.
Für den ASV kickten:
Kevin, Leon, Nils, Tim, Nick, Philipp, Luis, Luan, Dijon, Rami, Emanuel, Ardil, Adam, Samuel, Antonio
Tor: 1:0 Rami (25‘)